Autor Peter Saathoff SPD Jennelt schriebt zum Ärger über Baumfällung und den Zoff um den Linden-Kahlschlag in Jennelt. Die inoffizielle Lindenallee des Ortes Jennelt weist auf einer Seite eine klaffende Lücke auf. Der Grundstücksbesitzer hat dort Bäume gefällt – darüber ärgern sich einige Bewohner.
Jennelt Sechs gefällte Linden haben Zwietracht im beschaulichen Krummhörner Ort Jennelt gesät. Denn eine besonders beschauliche Ecke des Ortes ist nun weniger beschaulich, findet manch Jennelter. Die inoffizielle Lindenallee des Ortes, ein Spazierweg zwischen Alter Mühle und ehemaliger Diskothek, in der seit Jahren eine Fahrschule ihren Sitz hat, weist nun auf einer Seite eine klaffende Lücke auf. Dort, wo einst Lindenblüten Bienen anlocken sollten, zeugen nun noch Stümpfe vom floralen Kahlschlag.
Wer hat die sechs Bäume gefällt?
Ein Krummhörner Einwohner, der in einem anderen Ort wohnt. Er hat das unbebaute Grundstück gekauft, auf dem die Lindenbäume eine natürliche Grenze zum Gehweg boten. Das verraten Anwohner, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. Der Grundstücksbesitzer selber war für die Zeitung nicht erreichbar.
Warum wurden die Bäume gefällt?
Auch darüber wussten die Anwohner Bescheid. Sie störten angeblich die Baupläne des Krummhörners. Auf dem Grundstück soll laut EZ-Informationen ein Haus entstehen.
Durfte der Besitzer die Bäume fällen?
Grundsätzlich ja, sagt Krummhörns Pressesprecher Fritz Harders. Die Gemeinde Krummhörn hat keine Baumschutzsatzung. Deswegen dürfen auch mächtige Bäume auf privaten Grundstücken – grundsätzlich – gefällt werden. Sonderfälle gebe es, wenn Baumreihen oder Alleen im Zusammenhang mit besonderen Gebäuden stehen. Das ist etwa bei der Manningaburg in Pewsum der Fall. Dort gehören die Linden, die vor der Burg stehen, zum Gesamtensemble.
Einen weiteren Sonderfall gibt es noch, der Privatleuten die Baumfällung untersagt, nämlich dann, wenn sie Lebensräume für geschützte Arten darstellen. „Zum Beispiel, wenn alte Spechthöhlen vorhanden sind, in denen Fledermäuse überwintern“, veranschaulicht der Pressesprecher die rechtliche Situation. Dieses Verbot ist im Bundesnaturschutzgesetz (Paragraph 44) geregelt. Verstöße können eine Straftat darstellen. Ob das allerdings im Jennelter Fall der Fall ist, ist nachträglich nicht leicht festzustellen.
Was war so bedeutsam an der Lindenallee?
Darüber weiß Udo Reemtsma (SPD), ehemaliger ehrenamtlicher Bürgermeister und Ur-Jennelter, Bescheid. Die Bäume wurden nach dem zweiten Weltkrieg gepflanzt“, erzählt Reemtsma. Mit den Linden wurde seinerzeit versucht, Bienen anzulocken, um die darbende Landbevölkerung mit Honig und Wachs zu versorgen und gleichzeitig die Befruchtung anderer Pflanzen zu unterstützen. Die Bäume waren für die älteren Jennelter also nicht nur ein netter Blickfang auf einer typischen Spazierroute mitten im Ort, sondern zugleich auch eine dauerhafte Erinnerung an die entbehrungsreichen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg.
Reemtsma gehört auch zu den Jenneltern, die mit dem Kahlschlag wenig anfangen können. Allerdings nicht nur aus geschichtlichen und optischen Gründen. „Wir sprechen über Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Insektensterben – und bei erstbester Gelegenheit werden sechs gesunde Bäume gefällt, nur weil unbedingt da nun gebaut werden muss.“